Weltweit leben mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen mit den Folgen weiblicher Genitalverstümmelung/Beschneidung (FGM/C). In Europa sind 600 000 Frauen und Mädchen davon betroffen. In diesem Sommer erhobene Zahlen des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend zeigen: In Deutschland leben mehr als 67.000 Frauen, die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind. Bis zu 14.752 Mädchen sind gefährdet.[1]
In Deutschland und in Europa ist weibliche Genitalverstümmelung ein Straftatbestand. Nach deutschem Strafrecht sind auch die Täterinnen und Täter bedroht, die eine weibliche Genitalverstümmelung im Ausland begehen. Viele Eltern reisen während der Ferienzeit in ihre Heimatländer, um Mädchen und Frauen dort – oft auch unter dem gesellschaftlichen oder familiären Druck aus dem Herkunftsland – genitalbeschneiden zu lassen. Auch Frauen, die schon von Genitalverstümmelung betroffen sind, erleben zum Teil eine zweite Genitalverstümmelung (Reexcision).
Viele Frauen und Mädchen sterben an der weiblichen Genitalverstümmelung, v.a. wenn sie in den Herkunftsländern unter prekären Bedingungen vorgenommen wird.
Geschützt werden sollen von einer weiblichen Genitalverstümmelung gefährdete Mädchen und Frauen (Reexision).
Adressaten und Adressatinnen des Schutzbriefes sind daneben auch ihre Familien aus Deutschland – und im entsprechenden Herkunftsland sowie die allgemeine Bevölkerung.
Mithilfe des Schutzbriefes können sie darauf aufmerksam machen, dass weibliche Genitalverstümmelung/-beschneidung gegen deutsches und internationales Recht verstößt und mit Haft oder Kindesentzug bestraft werden kann. Der Schutzbrief macht auch auf mögliche aufenthaltsrechtliche Konsequenzen der Straftat aufmerksam. Denn in Deutschland ist FGM/C seit 2013 verboten, auch wenn der Eingriff im Ausland vorgenommen wird. Mit dem Schriftstück können Eltern ihre Argumente unterstreichen und ihre Töchter so vor Genitalverstümmelung/-beschneidung schützen.
Der Schutzbrief kann als Sensibilisierungswerkzeug genutzt werden, um das Tabu rundum FGM/C zu brechen, ohne zu stigmatisieren